Ich habe was, was du nicht siehst.
„Wo ist denn eigentlich Ihr Rollstuhl?“, wird die Paralympics-Siegerin Franziska Liebhardt oft gefragt. Dass sie nach einer Autoimmunerkrankung Sport treiben kann, verdankt sie drei Organtransplantationen, die ihr das Leben retteten. So wie bei Frau Liebhardt entstehen die meisten Behinderungen erst im Laufe des Lebens. Doch viele Behinderungen sind gar nicht sichtbar, zum Beispiel Sprachstörungen in Stresssituationen, Aufmerksamkeitsdefizite, psychische Beeinträchtigungen oder chronische Erkrankungen.
„Unsichtbare Behinderungen bringen die Betroffenen nicht nur in immer wieder auftretende Erklärungsnot, sondern auch die Mitmenschen versuchen, sich das Unerklärbare zu erklären, und dabei treten häufig Missverständnisse auf.“, berichtet Dr. Carolin Tillmann von der Uni Marburg, die zu dem Thema forscht. „52 Prozent der Befragten wurde aufgrund einer krankheitsbedingten Leistungsminderung unterstellt, dass sie faul seien. 46 Prozent wurde aufgrund der Unsichtbarkeit bereits mitgeteilt, dass sie simulieren würden.“ Betroffene leiden dann häufig weniger an ihren Einschränkungen als viel mehr darunter, dass sie sich von der Gesellschaft missverstanden und nicht gesehen fühlen.
Zu einem international anerkannten Symbol für nicht sichtbare Beeinträchtigungen ist die 2016 am Flughafen London-Gatwock eingeführte Sonnenblume geworden. Es signalisiert den Mitarbeitenden auf dem Flughafen: Hier kommt ein Mensch, dem ich besondere Aufmerksamkeit widmen sollte. Über 180 Flughäfen weltweit sind inzwischen Mitglieder der Hidden Disabilities Sunflower. In Deutschland ist BER der erste Flughafen, der das Zeichen eingeführt hat.
Ein Video der Aktion Mensch zeigt Situationen aus dem Alltag von Menschen mit Behinderung und welchen Vorurteilen sie begegnen: https://www.youtube.com/watch?v=hTZuQGhPFEo (Dauer 2:21 Minuten)
Barrierefreie Strukturen und flexible Lösungen – auch bei der Arbeit – tragen dazu bei, dass sich Betroffene angenommen und unterstützt fühlen.