• Viele Alltagstexte sind geprägt von langen Sätzen, schwierigen Wörtern oder Fremdworten. Damit sind sie für viele Menschen kaum verständlich. In Deutschland sind das laut Studien über zehn Millionen Menschen. Dazu zählen z. B. Menschen mit Lernschwierigkeiten, Personen, die an Demenz erkrankt sind, deren Muttersprache nicht Deutsch ist oder die aus anderen Gründen nicht gut lesen können.

    Das Netzwerk für barrierefreie Kommunikation capito berücksichtigt diese verschiedenen Voraussetzungen und unterscheidet drei Sprachstufen.

    Originaltext

    Die 4m breite Feuerwehrzufahrt sowie der Reversierplatz für das Feuerwehrfahrzeug sind in jedem Fall freizuhalten. Es darf auch kurzfristig keine Ware in diesem Bereich gelagert werden.

    Die 4 Meter breite Feuerwehr-Zufahrt muss immer frei gehalten werden. Auch der Reversierplatz, den das Feuerwehrfahrzeug zum Umdrehen benötigt, muss immer frei gehalten werden. Es darf dort niemals etwas abgestellt oder gelagert werden, auch nicht für kurze Zeit.

    Bei allen Märkten gibt es eine 4 Meter breite Feuerwehr-Zufahrt.
    Außerdem gibt es einen Platz, der groß genug ist, dass das Feuerwehr-Fahrzeug leicht umdrehen kann.
    Dieser Platz heißt „Reversierplatz“.
    Dieser Platz und die Feuerwehr-Zufahrt müssen immer freigehalten werden!
    Es darf dort niemals etwas abgestellt oder gelagert werden – auch nicht für kurze Zeit.

    Dieser Platz ist für die Feuerwehr.
    Hier darf nie etwas stehen.

    Quelle: capito Berlin |Büro für barrierefreie Kommunikation

  • „Unsichtbare Behinderungen bringen die Betroffenen nicht nur in immer wieder auftretende Erklärungsnot, sondern auch die Mitmenschen versuchen, sich das Unerklärbare zu erklären, und dabei treten häufig Missverständnisse auf.“, berichtet Dr. Carolin Tillmann von der Uni Marburg, die zu dem Thema forscht. „52 Prozent der Befragten wurde aufgrund einer krankheitsbedingten Leistungsminderung unterstellt, dass sie faul seien. 46 Prozent wurde aufgrund der Unsichtbarkeit bereits mitgeteilt, dass sie simulieren würden.“ Betroffene leiden dann häufig weniger an ihren Einschränkungen als viel mehr darunter, dass sie sich von der Gesellschaft missverstanden und nicht gesehen fühlen.

    Zu einem international anerkannten Symbol für nicht sichtbare Beeinträchtigungen ist die 2016 am Flughafen London-Gatwock eingeführte Sonnenblume geworden. Es signalisiert den Mitarbeitenden auf dem Flughafen: Hier kommt ein Mensch, dem ich besondere Aufmerksamkeit widmen sollte. Über 180 Flughäfen weltweit sind inzwischen Mitglieder der Hidden Disabilities Sunflower. In Deutschland ist BER der erste Flughafen, der das Zeichen eingeführt hat.

  • In der Alltagssprache verwenden wir die Begriffe Behinderung und Beeinträchtigung oft synonym. Aber es gibt einen Unterschied. Beeinträchtigung meint eine körperliche oder kognitive Einschränkung. Behinderung beschreibt die Beeinträchtigung eines Menschen und die soziale Benachteiligung, die sich daraus ergibt. Der Begriff der Behinderung ist also umfassender, weil er die soziale Ebene mit einschließt.

    Das 2009 in Wien gestartete Sozialunternehmen myAbility, das sich für eine chancengerechte und barrierefreie Gesellschaft einsetzt, ergänzt:

    „Behinderung ist eine neutrale Bezeichnung und wird vom Großteil der Menschen mit Behinderungen als Selbstbezeichnung verwendet.“

    myAbility hat auch einen Leitfaden erstellt, der auf möglicherweise verletzende Begriffe hinweist und passende Alternati-ven vorschlägt. Hier einige der Hinweise:

    So lieber nichtSo ist es besser
    der*die Behinderte
    die Behinderten
    der Mensch mit Behinderung
    die Menschen mit Behinderungen
    Menschen mit besonderen BedürfnissenMenschen mit Behinderungen
    besonders begabt, anders begabtbehindert
    geistige Behinderung, intellektuelle Behinderungkognitive Behinderung (schwieriges Wort!) Menschen mit Lernschwierigkeiten
    HandicapBehinderung
    das Leben mit Behinderung „meistern“mit der Behinderung leben
    „Sorgenkind“Kein Mitleid!
    PflegefallMensch mit Assistenzbedarf
    Mensch, der Assistenz braucht
    an den Rollstuhl gefesseltPerson X sitzt im oder benutzt den Rollstuhl, fährt Rollstuhl, ist auf den Rollstuhl angewiesen oder ist im Rollstuhl unterwegs
    taubstumm, hörgeschädigttaub, gehörlos, schwerhörig, hörbehindert